Zwischen St. Goarshausen und Kaub liegt die Königsetappe des „Rheinsteigs“. Sie wurde uns mit ihren spektakulären Aussichten von unserem Wanderguide Wolfgang schmackhaft gemacht. Viele Höhenmeter, tolle Aussichten und eine unvergessliche Tour durch das Mittelrheintal. Somit war klar, diese Wanderung wird kein Zuckerschlecken. Um die herrliche Natur im Mittelrheintal zu erleben, mussten wir nämlich die schwierigste und zugleich längste Strecke des Rheinsteigs zurücklegen. Auf den 21,5 Kilometern Länge dieser Etappe warten 750 Höhenmeter An- und Abstiege auf Wanderfreunde, die gut 6 bis 7 Stunden dafür brauchen. Der Weg ließ uns somit gleich aus zwei Gründen nach Luft schnappen – wegen der Steigungen und wegen der Aussicht!
*Hinweis: Dieser Bericht ist im Rahmen einer Einladung der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH zum Bloggerwandern entstanden. Anreise, Unterkunft und Verpflegung hat die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH für mich getragen. Meine Meinung, Ansichten und Tipps bleiben davon unbeeinflusst.
Hoch hinaus zur schönen Loreley
Götter, Sagen und Legenden prägen die Region Romantischer Rhein. Der Flussgott “Vater Rhein” ist mit tiefem Nebel bedeckt. Die Königsetappe macht ihrem Namen von Anfang an alle Ehre. Von der Rheinmole in St. Goarshausen steigen wir die ausgetretenen Stufen aus Stein hinauf, die sich den Hang hinaufwinden. Es geht in Richtung Patersberg. An diversen Aussichtspunkten versuchen wir im Nebel die Panoramablicke über St. Goarshausen, St. Goar und den Rhein zu erahnen.
Dreiburgenblick im Nebel
Normalerweise haben alle Wanderer einen unvergleichlichen Blick vom Dreiburgenblick aus. Burg Katz, die Burg Maus und die Ruine der Burg Rheinfels, einer Festungsanlage, lassen sich von hier auf einen Streich sehen und fotografieren. Bei uns war eher das Motto “Wie sie sehen, sehen Sie nichts”. Die Burgen waren tief im Nebel versunken. Schade, also weiter bergauf. Ist der Aufstieg geschafft, geht es durch Wiesenwege hinüber zum Plateau, auf dem wir zum Besucherzentrum der Loreley kommen. Nochmal erklimmen wir ein paar Treppenstufen, dann stehen wir 125 Meter über dem Rhein auf dem weltweit bekannten Schieferfelsen und genießen den Blick auf die engste und gefährlichste Passage, die der Fluss bietet.
Die Loreley und die Schiffahrt
Loreley, die Schöne mit dem blonden Haar, hat viele Dichter und Liedermacher inspiriert. Obwohl deshalb heute auf dem Felsen viele Konzerte und Veranstaltungen stattfinden? Tatsache ist, dass die holde, langhaarige Jungfrau der Sage nach die Schiffer auf dem Rhein mit dem Kämmen ihrer blonden Mähne so abgelenkt haben soll, dass die dann Schiffbruch erlitten. Und das ist tatsächlich heute noch so, auch wenn daran nicht die Loreley Schuld trägt. Die Strömung, der oft niedrige Pegelstand und die geringe Breite von nur 145 Metern machen den Schiffern das Leben bis heute schwer. Nicht umsonst ist der Rhein hier eine Einbahnstraße. Der Schiffsverkehr wird mit Lichtzeichen geregelt. Übrigens lohnt auch der Aufstieg im Nebel, der besonders im Herbst hier morgens sein Unwesen treibt. Wenn die Sonne sich durch die Nebelfetzen schiebt, lassen sich wunderbare Ausblicke genießen, die nicht jeder hat. Das ist auch ein besonderer Leckerbissen für Fotografen!
Die Luft ist kühl und es dunkelt und ruhig fließt der Rhein, der Gipfel des Berges funkelt im Abendsonnenschein.
Aus “Die Loreley” von Heinrich Heine
Aussichtspunkte, soweit das Auge reicht
Auf dem nächsten Stück genießen wir weiterhin wundervolle Ausblicke auf das Mittelrheintal, während wir durch die Weinberge laufen. Dann erreichen wir einen kleinen Pavillon, einmal mehr mit einladender Aussicht. Er ist perfekt für eine Pause, allerdings sehen das auch viele andere Wanderer so! Auf dem Spitznack erwartete uns dann mit der Felsenkanzel ein Aussichtspunkt der besonderen Art. Hier offenbart sich die ursprüngliche und wilde Landschaft des Mittelrheintals so richtig. Die Felsenkanzel ist fast eben und darum leicht zu betreten. Wir sind zum Glück schwindelfrei, sonst hätte das die Freude deutlich getrübt, denn links und rechts geht es steil nach unten! Von hier haben wir nochmals einen beeindruckenden Blick auf den Loreley Felsen, der wie eine Nase über den Rhein ragt.
Ein ständiges Auf und Ab
Wir erreichen den nächsten Aussichtspunkt, der sich 5-Seen-Platz nennt. Den Namen bekam er, weil die Wanderer hier einer optischen Täuschung aufsaßen. Einige Anhöhen unterbrechen den Blick auf den Rhein, so dass es aussieht, als wären dort fünf verschiedene Seen und kein Fluss. Heutzutage allerdings hat die Vegetation übernommen und ist so sehr gewuchert, dass wir nur noch den Loreleyfelsen erspähen können, aber keinen Blick mehr auf die scheinbaren Seen erhaschen. Weiter geht es über ein grünes Hochplateau mit großem Fernblick. Nach so viel Panoramablick verdeckt der Wald aus Kiefern und Eichen beim Abstieg zum Bornichbach den Blick. Eine fast romantisch anmutende Eisenbrücke führt über den kleinen Bach, bevor es wieder hinaufgeht. Dieses Rauf und Runter zeichnet die Königspassage des Rheinsteigs absolut aus. Da kommt uns der Aussichtspunkt Waldschule gelegen, denn es ist Zeit für eine Pause mit Riesling und leckerem Aufschnitt von der Winzergenossenschaft Loreley Bornich.
Pfade ins Abenteuer – das Urbachtal
Wenn der Weg sich scharf nach rechts wendet, beginnt ein weiterer Abstieg. Nun kommen wir langsam aber sicher ins Urbachtal hinunter. Hier wird der Weg extrem schmal und fast schon unwegsam. Manchmal müssen wir uns regelrecht in die Büsche schlagen, damit wir andere Wanderer passieren lassen können. Wir kommen von oben, also lassen wir in alter Bergsteigertradition die Aufsteigenden zuerst gehen. Irgendwann kommen wir dann am Urbach an. Er ist wirklich nur ein kleiner Bach, liegt dafür aber in einer engen und tiefen Schlucht. Der Urbach hat sich über Jahrtausende ins Gestein des Taunus gegraben. Wir sind noch nicht unten, da ahnen wir schon, was nun kommt: Es geht wieder nach oben.
Wer hat Lust auf eine Kletterpartie zum Roßstein
Denn im Westen von Dörscheid wird es abenteuerlich. Hier fällt der Felsvorsprung Roßstein steil hinunter zum Fluss hin ab. Wir müssen nun genau da hinauf, um ans Ziel zu gelangen. Uns erwartet eine regelrechte Kletterpartie. Der Pfad ist uneben und voller Felsen. So windet er sich nach oben. Dass diese Stelle nicht umsonst mit Stahlseilen und Eisentritten abgesichert ist, wird uns rasch klar. Aber der Ausblick von oben entschädigt für den abenteuerlichen Aufstieg. Hinter den Stufen folgt erstmal noch eine große Schieferfläche mit einer Statue vom Heiligen Christophorus. Er ist der Schutzpatron aller Reisenden insbesondere auch der Wanderer. Da fühlt man sich doch gleich viel sicherer. Noch ein paar Meter und dann stehen wir endlich auf dem Aussichtsfelsen und blicken auf das gegenüberliegende Örtchen Oberwesel.
Durch die terrassierten Weinberge nach Kaub
Felder und Wiesen säumen unseren Weg, als wir auf Dörscheid zulaufen. Der Weg führt im Zickzack über das Rheinplateau und dann mit kurzer Berührung des Ortes südlich daran vorbei. Wiesen, ein Heckenweg und der Wald wechseln sich ab, bis wir zu den Weinbergen des Weinguts Hillesheim gelangen. Die Weine durfte ich am Vortag probieren und ich hätte am liebsten eine Kiste mitgenommen. Für Abhilfe unterwegs sorgt der “Wein-Schrein” am Wegesrand. Ein Gläschen sollte man sich wirklich gönnen bei einer wunderschönen Aussicht auf Burg Gutenfels und die im Rhein thronend Burg Pfalzgrafenstein. Wir wandern weiter durch die terrassierten Weinberge. Der Weg nimmt eine langgezogene Spitzkehre und führt zuletzt über eine steile und lange Treppe. Dann sehen wir den Leitenberger Turm in Kaub, wandern vorbei am Blüchermuseum und erreichen nach rund 20 km das Blücherdenkmal am Rheinufer. Die Königsetappe ist erfolgreich bezwungen!
Komoot: Etappe 15 – Königsetappe
Entdeckt die Königsetappe auf dem Rheinsteig im schönen Mittelrheintal Interaktive Karten und GPS-Daten zur Tour findet ihr auf meinem Komoot-Profil.
Fakten zur Tour: Rheinsteig Königsetappe
Start: | St. Goarshausen |
Ziel: | Kaub |
Gesamtstrecke: | 21,5 km |
Höhenmeter: | 749 hm (Aufstieg) & 743 (Abstieg) |
Dauer: | 6 bis 7 Stunden |
An-/Abreise: | St. Goarhausen und Kaub haben jeweils einen Bahnhof, somit ist die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich. Mit dem Auto erreicht man St. Goarhausen über die B42. |
Wanderkarte: | Kompass Wanderführer mit Wanderkarte |
Offizielle Websites: | Rheinsteig.de Gastlandschaften.de Romantischer Rhein |
GPX-Daten: | Download |
Offizielle App: | Tourenplaner Rheinland-Pfalz |
Fazit
Die Königsetappe auf dem Rheinsteig war einer der schönsten Wanderwege, die je gelaufen bin. Um Höhenmeter zu machen müssen es nicht immer die Alpen sein. Als jemand der die Berge liebt, waren die Stahlseile am Roßstein mein liebster Abschnitt der Tour. Etappe 15 auf dem Rheinsteig werde ich definitiv nochmal laufen und vielleicht auch mal von der anderen Seite. Wenn ihr Fragen zur Tour habt oder mir von euren Erlebnissen auf dem Rheinsteig berichten wollt, dann freue ich mich über euer Feedback in den Kommentaren.